Freifunk Rhein-Neckar e.V. versorgt nun 25 Geflüchtetenunterkünfte mit WLAN und Internet

Kaum jemand kann sich heute noch eine Welt ohne Internet vorstellen. Mit Menschen in weiter Ferne Kontakt zu halten, ist für uns heute selbstverständlich. Auch geflüchtete Menschen aus Syrien, Afghanistan und anderen Krisenregionen der Welt möchten mit ihren Verwandten und Freunden in der Heimat oder anderswo in Deutschland kommunizieren können. Bislang sind nur wenige Unterkünfte mit einer ausreichenden Internetverbindung versorgt. Die Mitglieder des gemeinnützigen Vereins Freifunk Rhein-Neckar haben dieses Problem beherzt angepackt: In 25 Unterkünften in der Metropolregion Rhein-Neckar haben sie frei verfügbares WLAN installiert und die Unterkünfte so an das Internet angeschlossen. Die Aktion »Freifunk Hilft« finanziert die benötigte Hardware komplett über Spenden und kümmert sich, sofern nötig, um Internetanschlüsse. So wird es für die Geflüchteten möglich, Zugang zu Online-Sprachkursen und Medienangeboten zu erhalten sowie sich über ihre rechtliche Situation und neue Umgebung zu informieren.

»Internet ist wichtig um über Youtube-Videos Deutsch zu lernen, um Kontakt mit dem Rest meiner Familie über Skype und Viber zu halten und um Nachrichten aus Deutschland, Syrien und anderen Ländern zu erfahren.« sagt der 43 jährige Elektroingeniuer Ayman der mit seinen drei Kindern und seiner Frau aus Damaskus geflohen ist und seit sechs Monaten in Lambsheim in einer mit Freifunk versorgten Unterkunft wohnt. Außerdem sei ein Internetzugang für ihn auch wichtig »… um neue Informationen zu meinem Beruf zu bekommen und nichts zu verlernen«. So wie Ayman geht es vielen anderen Geflüchteten. Sie sind in Deutschland nur mit wenigen persönlichen Habseligkeiten angekommen, aber auch bei ihnen gehört das Smartphone zu den wichtigsten und persönlichsten Gegenständen. Damit teilen die Neuankömmlinge Erfahrungen und Fotos, halten Kontakt mit ihren Freunden und Verwandten und informieren sich über die Situation in ihren Herkunftsländern. Dazu benötigen sie natürlich eine Internetverbindung. Als Asylsuchende ohne geklärten Aufenthaltsstatus können sie jedoch nur schwer Verträge abschließen, geschweige denn teure Internetanschlüsse oder mobile Datentarife finanzieren. So sind sie auf offene WLANs angewiesen, die in Deutschland jedoch nicht weit verbreitet sind.

»Am Ausbau des Freifunk-Netzwerks kann im Prinzip jeder mithelfen«, sagt Florian Köhler, Koordinator der Aktion »Freifunk Hilft«. »Mit einem separaten Router für unter 20€ kann man einen kleinen Teil seiner Internetverbindung freigeben und anderen Menschen zur Vefügung stellen. Die notwendige Software, die mit einer großen Zahl an Routern kompatibel ist, bieten wir kostenfrei an. Das eigene Netz ist sicher vom Freifunk-Netz getrennt, Freifunker sind vor der Störerhaftung geschützt.« So kann jeder einen kleinen Teil zur freien Kommunikation beitragen, denn auch außerhalb von Geflüchtetenunterkünften helfen freie Netze Menschen miteinander zu kommunizieren.

Seit Mitte Juli versorgt Freifunk Rhein-Neckar nun insgesamt über 2200 geflüchtete Menschen in ihren Unterkünften mit freiem Internet. Die Versorgung weiterer Unterkünfte ist in Arbeit.


Über Freifunk Rhein-Neckar

Der Verein Freifunk Rhein-Neckar e.V. ist Teil der bundesweiten Initiative Freifunk. Diese setzt sich seit fast 15 Jahren dafür ein, die Entwicklung freier Netzwerke für eine offene Gesellschaft zu fördern und voranzutreiben. Ziel ist es dabei, Wissen zu verbreiten und lokale Sozialstrukturen zu schaffen. Auch dazu entwickelt die Initiative ein offenes und freies WLAN Netzwerk, das in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit mit den Menschen in der Region entsteht, die sich mit geringem Aufwand daran beteiligen können. Das so gemeinsam geschaffene WLAN Netzwerk kann von allen Personen in Reichweite frei und uneingeschränkt mit allen Geräten genutzt werden.

Um selbst mitzumachen reicht es aus ein kleines zusätzliches Gerät — einen mit der Freifunk-Software ausgerüsteten Router — an den eigenen Internetanschluss anzuschließen. Eine Mitgliedschaft im Verein, eine Registrierung oder Voucher-Codes sind zur Teilnahme nicht nötig. So gibt es heute schon an über 700 Orten in der Metropolregion Menschen, die Ihren Internetanschluss mit ihren Mitmenschen teilen. Die Haftungsrisiken gehen dabei auf Freifunk Rhein-Neckar e.V. über, der als Internet Service Provider jedoch selbst von der Haftung ausgenommen ist. Die gesamte Arbeit der Initiative durch die Hilfe vieler ehrenamtlicher Freifunker ermöglicht und ausschließlich durch Spenden finanziert.

Freifunk organisiert sich in sogenannten Communities, lokale Gruppen. Freifunk Rhein-Neckar ist die Community für alle, die in der Metropolregion Rhein-Neckar wohnen. Das Gebiet erstreckt sich zwischen der A61 bei Worms und der B9 bei Speyer, von Zwingenberg im Norden bis zum Kreis Karlsruhe im Süden. Damit deckt die Community Freifunk Rhein-Neckar die Großstädte Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg ab sowie die ländlichen Orte und Gebiete dazwischen sowie den Odenwald und die gesamten Bergstraße. Angrenzende Communities sind Freifunk Karlsruhe, Freifunk Darmstadt und Freifunk Weinstraße.

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